Wie hoch darf das eigene Einkommen sein?Nebenjob und BAföG 2024/2025
1. Oft gestellte Fragen
Ja, du darfst Geld verdienen, obwohl du BAföG beziehst. Allerdings gibt es Obergrenzen, die du nicht überschreiten solltest, sonst werden deine Ansprüche gekürzt.
Wenn du einen normalen Bewilligungszeitraum von 12 Monaten hast, darfst du in diesen Monaten höchstens 6.680 € verdienen, d.h. im Schnitt monatlich 556 € (Angabe gilt nicht bei Selbständigkeit oder Pflichtpraktikum!). Dies gilt ab Wintersemester 2024/2025, davor liegt die monatliche Schwelle für Abzüge bei 522,50 €.
Wenn du ein freiwilliges Praktikum mit den richtigen Rahmenbedingungen absolvierst, wird dieses Gehalt wie normales Einkommen bis 6.680 € pro 12-monatigem Bewilligungszeitraum nicht angerechnet. Bei einem Pflichtpraktikum wird dein Gehalt jedoch größtenteils angerechnet.
Eventuell ja, wenn dein eigenes Einkommen über der Freigrenze gelegen hat. Sende deinem BAföG-Amt entsprechende Nachweise (z.B. Lohnabrechnungen oder Kündigung) zu. Beim eigenem Einkommen muss jede Änderung zeitnah gemeldet werden.
2. Grundsätzliches zu Einkommen und BAföG
Die Grundlagen zum Thema „Einkommensanrechnung“ findest du in einem gesonderten Artikel. Nachfolgend werden wir in Bezug auf dein eigenes Einkommen gleich etwas konkreter.
Zunächst kurz zur Erinnerung: Relevanter Zeitraum für die Berücksichtigung deines eigenen Einkommens ist der jeweilige Bewilligungszeitraum (BWZ). Er beginnt mit dem Monat der Antragstellung und endet in der Regel nach Ablauf von zwölf Monaten.
Du gibst also beim Ausfüllen des Antragsformulars hinsichtlich deines Einkommens eine Prognose ab. Das BAföG-Amt orientiert sich bei der Berechnung des Förderbetrages an dieser Prognose: je mehr Eigenverdienst (über der Freigrenze), desto weniger BAföG.
Auch wenn diese simple Rechnung zunächst dazu verführt, bei Unsicherheiten hinsichtlich der Einkommensentwicklung lieber pessimistisch zu sein, ist dringend von einer solchen „Taktik“ abzuraten. Es wird auf jeden Fall am Ende des Bewilligungszeitraums (BWZ) anhand der dann ja vorhandenen Einkommensunterlagen noch mal endgültig ermittelt, wie hoch dein Einkommen tatsächlich gewesen ist.
Und wenn es doch sehr viel höher war als du im Antrag angegeben hattest, steht eine BAföG-Rückzahlung ins Haus. Da die Wahrscheinlichkeit eher gering ist, dass du den überschüssigen Betrag vorsorglich auf die Seite gelegt hast, sind Schulden die Folge.
Die Verpflichtung, Änderungen bezüglich deines Einkommens während des Bewilligungszeitraums zeitnah dem BAföG-Amt zu melden, dient also auch deinem eigenen Schutz.
Im umgekehrten Fall gilt: Solltest du weniger verdienen als im Antrag angegeben, solltest du auch dies dem Amt mitteilen durch entsprechende Nachweise (z.B. Lohnabrechnungen oder Kündigung) – besonders dann, wenn du vorher über der Freigrenze warst und somit dein BAföG gekürzt wurde. Somit erhältst du mehr BAföG.
3. Einkommensermittlung und Freigrenzen für den BAföG-Empfänger
Dein monatliches Einkommen im Bewilligungszeitraum ist nicht das tatsächlich in dem einzelnen Kalendermonat erzielte Einkommen, sondern ein Durchschnittsbetrag. Es wird das gesamte Einkommen im Bewilligungszeitraum (in der Regel 12 Monate ab dem Monat der Antragstellung) ermittelt und durch die Anzahl der Monate des Bewilligungszeitraums geteilt (in der Regel also durch 12 Monate).
Aus der nachfolgenden Tabelle ergibt sich, wie viel Bruttoeinkommen aus abhängiger Beschäftigung (nicht Selbstständigkeit!) du als unverheirateteR AuszubildendeR ohne Kinder im Bewilligungszeitraum haben kannst, ohne dass es sich auf deinen Förderbetrag auswirkt (= sog. Freigrenze, also das gerade noch anrechnungsfreie Einkommen).
Die genannten Freibeträge gibt es für alle BAföG-EmpfängerInnen für Einkommen aus abhängiger Beschäftigung, nicht jedoch bei Pflichtpraktika. Für eigene Kinder sowie Ehepartner kann es weitere Freibeträge geben. | |
Anrechnungsfreies Bruttoeinkommen im üblichen BWZ (12 Monate) | Anrechnungsfreies monatliches Bruttoeinkommen (Durchschnitt) im BWZ |
---|---|
6.270 € bei BWZ-Beginn seit 01/23, noch bis inkl. SoSe 2024 unverändert | 522,50 € für Monate seit 01/23, noch bis inkl. SoSe 2024 unverändert |
6.680 € ab WiSe 24/25 | 556 € ab WiSe 24/25 |
Der Einkommensfreibetrag beim BAföG war leider nicht wie die Minjobgrenze direkt an den Mindestlohn gekoppelt und erhöhte sich somit nicht automatisch, wenn der Mindestlohn steigt. Das führte ab Januar 2024 dazu, dass zwar Mindestlohn und damit auch die Minijobgrenze gestiegen waren – beim BAföG konnte diese Grenze jedoch nicht mehr vollständig ohne Kürzung des BAföGs ausgenutzt werden.
Zum Wintersemester 2024/2025 tritt das 29. BAföG-Änderungsgesetz in Kraft. Damit wird der Freibetrag gleich auf 556 € / Monat angehoben werden (passend zur Minijobgrenze ab Januar 2025), bei 12 Monaten BWZ dürfen es 6.680 € sein. Künftig sollen Änderungen beim Minijob im BAföG übrigens ohne Gesetzesänderung eine Erhöhung der Freibeträge nach sich ziehen.
Noch mal: Die Beträge in der Tabelle geben das Bruttoeinkommen an, welches du aus abhängiger Beschäftigung haben darfst. Es sind NICHT die Freibeträge, die dir nach dem BAföG zustehen. Diese liegen bei einem Single ohne Kinder deutlich unter den genannten Beträgen. Dass du trotzdem mehr als diesen Betrag verdienen darfst, liegt daran, dass nicht nur der Freibetrag von deinem Einkommen abgezogen wird.
Vorher werden noch die Werbungskosten und die Sozialpauschale angerechnet. (Vgl. dazu das Rechenbeispiel weiter unten! Dort wird auch die Werbungskostenpauschale berücksichtigt, die sich auch beim BAföG in bestimmten Fällen auswirkt und faktisch die oben genannten Beträge leicht anhebt. Bitte hier nachlesen!)
Wie das anrechenbare Einkommen ermittelt wird, weiß unser BAföG-Rechner natürlich am besten. Von daher sei empfohlen, ihn in dieser Frage zu konsultieren. Probleme hat er allerdings dann, wenn du außergewöhnlich hohe Werbungskosten in Abzug bringen willst oder Einkommen aus selbstständiger Tätigkeit bzw. Gewerbebetrieb erzielst.
Hier musst du wohl oder übel selbst ran an die Berechnung. Nachfolgend haben wir zu diesem Zweck – und natürlich für alle anderen, die es genauer wissen wollen – die Rechenschritte zur Ermittlung des anrechenbaren Einkommens zusammengestellt.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist nicht jedes Detail berücksichtigt. Unter Umständen können im Einzelfall noch weitere Beträge abgezogen werden.
Bevor wir mit der Rechnung beginnen, aber noch kurz ein paar Worte zu den Freibeträgen, die das Gesetz vorsieht.
a. Welche Freibeträge gibt es beim BAföG auf das Einkommen und wie hoch sind sie?
2024 meint den Freibetrag, der bei neuem Bewilligungszeitraum ab August 2024 sofort, ansonsten ab Oktober 2024 gilt. Entsprechendes galt für 2022. | |||
Für wen oder was? | Betrag (Monat) | ||
---|---|---|---|
Freibetrag für StudentIn/SchülerIn | 2022 | 2024 | |
AuszubildendeR (Grundfreibetrag) | 330 € | 353 € | |
Pro Kind des/der Auszubildenden | 730 € | 770 € | |
EhegattIn/LebenspartnerIn | 805 € | 850 € | |
Schulgeld/Studiengebühren | 370 € | 390 € |
Zahlst du an privaten Einrichtungen Schulgeld bzw. Studiengebühren, so können diese auf Antrag ab Wintersemester 2024/2025 mit einem bis zu 390 Euro hohen monatlichen Härtefreibetrag berücksichtigt werden (sind die Gebühren geringer, dann höchstens die Gebühren). Aber Vorsicht: Der „normale“ Semesterbeitrag und die Verwaltungsgebühren an staatlichen Hochschulen sind keine Studiengebühren in diesem Sinne.
Selbst Studienbeiträge (die wirklich Studiengebühren sind) können nach Ansicht des Bundesbildungsministeriums nicht zu erhöhten Freibeträgen führen – siehe hier. Der Härtefreibetrag kann übrigens auch von unserem BAföG-Rechner berücksichtigt werden.
Hast du bereits eigene Kinder, so erhöht sich dein Freibetrag für jedes Kind, das bei dir lebt, um 770 Euro im Monat ab Wintersemester 2024/2025. Etwaige Unterhaltsleistungen des Vaters / der Mutter der Kinder werden vom Freibetrag abgezogen.
Bist du verheiratet oder lebst du in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft, so kommt ein weiterer Freibetrag für die/den Partner:in in Höhe von 850 Euro hinzu (wieder gültig ab Wintersemester 2024/2025). Erzielt dein(e) Ehe- oder Lebenspartner:in Einkommen, so wird dieses vom Freibetrag abgezogen.
Unabhängig vom Einkommen aus abhängiger Beschäftigung, Praktika oder Selbständigkeit können noch einige andere Einkünfte zu einer Minderung des BAföG führen. Siehe die Abschnitte Waisenrente ff.
Gut zu wissen: Übungsleiterpauschale & Ehrenamtspauschale
Wer Einkünfte als ÜbungsleiterIn, ErzieherIn, BetreuerIn oder AusbilderIn erzielt, mit künstlerischen Tätigkeiten Geld verdient oder damit, dass er/sie behinderte, kranke oder alte Menschen pflegt, kann unter bestimmten Voraussetzungen bis zu 3.000 Euro im Jahr dazuverdienen, ohne dass die Einnahmen beim BAföG berücksichtigt werden. Mehr zu dieser sog. Übungsleiterpauschale (und zur Ehrenamtspauschale von 840 Euro / Jahr) siehe hier.
b. Wie wird das anzurechnende Einkommen berechnet?l
Ermittelt werden soll das anzurechnende Einkommen (Ek), also der Betrag, der von deinem maximal möglichen Förderbetrag abgezogen wird. Wie der maximal mögliche Förderbetrag ermittelt wird, erfährst du im Folgenden. Abzuziehen sind immer nur positive Beträge. Kommt es zu einem negativen Ergebnis, ist nichts anzurechnen, weil der Freibetrag / die Freibeträge und die Pauschalen dann höher sind als das Einkommen.
i. Bei Einkommen aus abhängiger Beschäftigung
Die Freibeträge gelten so wie angegeben ab Wintersemester 2024/25. Davor waren sie um einiges niedriger!
Die Freigrenzen für das anrechenbare Bruttoeinkommen in Höhe von 6.680 Euro pro Jahr bei Beginn des Bewilligungszeitraums ab August 2024 (für schon vorher laufende Bewilligungszeiträume so ab Oktober 2024 gültig) bzw. 556 Euro pro Monat kommen folgendermaßen zustande (für Monate davor waren es 522,50 Euro pro Monat): Es wurde ermittelt, wie hoch das Bruttoeinkommen gerade noch sein darf, damit kein anzurechnendes (also vom BAföG-Bedarf abzuziehendes) Einkommen übrig bleibt. Bei einem Single ohne Kinder ist dies der Fall, wenn sie/er im üblichen Bewilligungszeitraum von 12 Monaten 6.680 Euro brutto verdient (der BWZ darf dazu erst im August 2024 oder später beginnen). Die „Gegenprobe“ kannst du folgender Rechnung entnehmen:
ii. Bei Einkommen aus selbstständiger Arbeit / Gewerbebetrieb
Die Freibeträge gelten wie angegeben ab Wintersemester 2024/25. Davor waren sie um einiges niedriger!
Die Sozialpauschale für SchülerInnen und Studierende beträgt ab Wintersemester 2024/2025 aufgrund ihrer Eigenschaft als Auszubildende stets 22,3%(davor seit WiSe 2022/23 21,6%). Auch dann, wenn sie Einkommen ausschließlich aus selbstständiger Arbeit erzielen!
4. Komplexere Beispiele: Wie sich Einkünfte aus mehreren Quellen oder aus Praktikum auf das BAföG auswirken
Erzielst du Einkünfte durch Jobben und durch eine selbstständige Tätigkeit bzw. den Betrieb eines Gewerbes, so ist bei der Berechnung des anrechenbaren Einkommens folgendermaßen vorzugehen.
Beispiel 1 - Einkünfte durch Jobben und Gewerbe. Student:in. Verkürzter BWZ, beginnend bspw. im November 2024 | ||
---|---|---|
Einkommen aus Gewerbe im BWZ | 11 Monate x 250 € | 2.750,00 € |
abzgl. Sozialpauschale (22,3%) | 2.750 € x 0,223* | - 613,00 € |
Zwischensumme | 2.136,75 € | |
abzgl. Freibetragsanteil | Freibetrag insgesamt: 11 Monate x 353 € = 3.883 € | - 2.136,75 € |
Zwischensumme | 0,00 € | |
Einkommen durch Jobben im BWZ | 11 Monate x 350 € | 3.850,00 € |
abzgl. Werbungskostenpauschale | 11 Monate x 102,50 € | - 1.127,50 € |
Zwischensumme | 2.722,50 € | |
abzgl. Sozialpauschale (22,3%) | 2.722,50 € x 0,223 | - 607,12 € |
Zwischensumme | 2.115,38 € | |
abzgl. Rest-Freibetrag | 3.883 € - 2.136,75 € | - 1.746,25 € |
Abzug vom BAföG insgesamt (bzw. pro Monat) | (369,13 € : 11 Monate) | 369,13 € (33,56 €) |
(Auch) Einkünfte aus einem Praktikum
Pflichtpraktikum
Die obige Berechnung gilt nicht für Einkünfte aus einem Praktikum, welches nach der Ausbildungsordnung zwingend vorgeschrieben ist. Die Vergütung wird hier vielmehr in voller Höhe angerechnet. Das ergibt sich aus § 23 Abs. 3 BAföG. Freibeträge gibt es also nicht!
Argumente zu dieser Regelung findest du hier. Verlängerst du ein Pflichtpraktikum über die vorgeschriebene Zeit hinaus, gelten für die Verlängerungszeit die Regeln zum freiwilligen Praktikum.
Freiwilliges Praktikum
Wichtig zunächst: Das freiwillige Praktikum muss auf jeden Fall in der vorlesungsfreien Zeit absolviert werden oder so, dass dein Studium nicht darunter leidet (höchstens 20 Stunden/Woche während der Vorlesungszeit). Andernfalls hättest du nämlich gar keinen BAföG-Anspruch, weil du nicht deinem Studium nachgehst und das freiwillige Praktikum ja nicht notwendig ist für das Studium.
Die Vergütung aus einem freiwilligen Praktikum fällt nach VwV 23.3.2 nicht unter die Regelung des § 23 Abs. 3 BAföG. Vielmehr ist die Vergütung wie Arbeitslohn zu behandeln. (Siehe dazu auch die Ausführungen im Praktikums-Artikel.)
Beispiel 2 - Einkommen aus 5-monatigem Pflichtpraktikum. Student:in. BWZ 12 Monate, beginnend z.B. im September 2024. | ||
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Zwischen-Rechnung | Berechnung | |
Einkommen aus 5-monatigem Praktikum | 5 Monate x 600 € | 3.000,00 € |
abzgl. Werbungskostenpauschale | 1.230 € (für 12 Monate BWZ) | - 1.230,00 € |
Zwischensumme | 1.770,00 € | |
abzgl. Sozialpauschale (22,3%) | 1.770 € x 0,223* | - 394,71 € |
Abzug vom BAföG insgesamt (bzw. pro Monat) | (1.375,29 € : 12 Monate) | 1.375,29 € (114,61 €) |
Verdienst du nicht nur in deinem Pflichtpraktikum Geld, sondern hast nebenbei noch einen Job, so gilt dort nicht mehr die in der obigen Tabelle angegebene Freigrenze, weil die Werbungskostenpauschale ja schon ganz (vgl. Beispiel 2) oder teilweise (vgl. Beispiel 3) für das Einkommen aus dem Pflichtpraktikum „verbraucht“ wurde. Ist das Einkommen durch das Pflichtpraktikum geringer als die Werbungskostenpauschale, so kann der Rest noch beim Einkommen aus deinem Job in Abzug gebracht werden. Übrigens ist die Reihenfolge der Anrechnung hinsichtlich der Werbungskostenpauschale zwingend (vgl. VwV 21.1.18).
Beispiel 3 - Einkommen aus 3-monatigem Pflichtpraktikum und aus abhängiger Beschäftigung im BWZ (beginnend 8/2024 oder später) | ||
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Zwischen-Rechnung | Berechnung | |
Einkommen aus 3-monatigem im BWZ | 3 Monate x 250 € | 750,00 € |
abzgl. Anteil Werbungskostenpauschale | 1.230 € (12 Monate) | - 750,00 € |
Zwischensumme | 0,00 € | |
Einkommen aus abhängiger Beschäftigung | 12 Monate x 538 € | 6.456,00 € |
abzgl. verbleibender Anteil Werbungskostenpauschale | 1.230 € - 750 € | - 480,00 € |
Zwischensumme | 5.976,00 € | |
abzgl. Sozialpauschale (22,3%) | 5.976 € x 0,223 | - 1.332,65 € |
Zwischensumme | 4.643,35 € | |
abzgl. Freibetrag | 12 Monate x 353 € | - 4.236,00 € |
Abzug vom BAföG insgesamt (bzw. pro Monat) | (407,35 € : 12 Monate) | 407,35 € (33,95 €) |
5. Waisenrente und BAföG
Beziehst du eine Waisenrente, so bleiben davon folgende Beträge monatlich unberücksichtigt:
Art des/der Auszubildenden | 2022 | 2024 |
SchülerInnen von Berufsfachschulen und (Fach)Schulklassen, deren Besuch eine abgeschlossene Berufsausbildung nicht voraussetzt | ||
Sonstige SchülerInnen und Studierende |
Der darüber liegende Betrag wird komplett auf den BAföG-Bedarf angerechnet.
2024 meint den Freibetrag, der bei neuem Bewilligungszeitraum ab August 2024, spätestens jedoch ab Oktober 2024 gilt. Entsprechendes gilt für 2022.
6. Stipendien/Ausbildungsbeihilfen und BAföG
Vorab: Stipendiaten der großen Begabtenförderungswerke (siehe dazu die Auflistung in VwV 2.6.4) sind nach § 2 Abs. 6 Nr. 2 BAföG vom BAföG-Bezug ausgeschlossen. Bei ihnen stellt sich die Frage der Anrechnung ihres Stipendiums auf den BAföG-Bedarf also gar nicht. Wer dagegen eine andere Ausbildungsbeihilfe erhält, kann zwar BAföG erhalten, die Ausbildungsbeihilfe gilt aber grundsätzlich als Einkommen im Sinne des BAföG, kann also auf den Förderbetrag angerechnet werden.
Ausbildungsbeihilfen / Stipendien ohne Zweckbestimmung
Ausbildungsbeihilfen, die an keinen besonderen Zweck geknüpft sind, also einfach zur Finanzierung des Lebensunterhalts gedacht sind, werden je nach Art des Geldgebers entweder in voller Höhe oder mit den üblichen Freibeträgen angerechnet (dazu gleich mehr). Etwas anderes gilt nur dann, wenn die Ausbildungsbeihilfen begabungs- und leistungsabhängig gewährt werden. Dann bleiben 300 Euro im Monat anrechnungsfrei (vgl. § 21 Abs. 3 Nr. 2 BAföG). Genauer: Es wird geschaut, wie hoch der Gesamtbetrag der Behilfe im Berechnungszeitraum ist, dieser Betrag wird durch die Anzahl der Monate des Berechnungszeitraums geteilt und dann wird alles angerechnet, was 300 Euro im Monat übersteigt.
Begabungs- und leistungsabhängig werden z. B. folgende Stipendien gewährt: Deutschlandstipendium, Stipendien des DAAD, Stipendien der Fulbright-Kommission und der Carl-Duisberg-Gesellschaft, Mobilitätszuschüsse aus Stipendienprogrammen der Europäischen Kommission (z.B. Erasmus) und der Deutsch-Französischen Hochschule, vgl. VwV 21.3.6.
Also: Wer eine Ausbildungsbeihilfe erhält, weil er/sie gute Noten hat, erhält die 300 Euro zusätzlich zum BAföG, wer dagegen nur aus sozialen Gründen Geld für sein Studium erhält, muss sich dieses auf das BAföG anrechnen lassen. Der Grund liegt darin, dass soziale Ausbildungsbeihilfen letztlich die gleiche Funktion erfüllen wie das BAföG selbst.
Nun zu den Freibeträgen: Stammt das Geld ausschließlich (!) von privaten Geldgebern, werden die üblichen Freibeträge gewährt (für den Auszubildenden selbst 353 Euro). Wird das Stipendium dagegen ausschließlich oder teilweise aus öffentlichen Geldern finanziert, wird der Betrag in voller Höhe angerechnet (§ 23 Abs. 4 Nr. 2 BAföG).
Ausbildungsbeihilfen / Stipendien mit Zweckbestimmung
Ist ein Stipendium ausdrücklich mit einer Zweckbestimmung versehen (z. B. Büchergeld), bleibt es als Einkommen auf jeden Fall unberücksichtigt (vgl. § 21 Abs. 4 Nr. 4 BAföG). Wer also 380 Euro als Stipendium erhält, weil er / sie gute Noten hat, und von diesem Betrag 80 Euro für Bücher ausgeben soll, hat unterm Strich 380 Euro zusätzlich zu seinem BAföG-Förderbetrag.
7. Einkommen aus einem öffentlich-rechtlichen Dienst- oder Beschäftigungsverhältnis
Stehst du während deiner Ausbildung in einem öffentlich-rechtlichen Dienst- oder Beschäftigungsverhältnis und beziehst hierüber ein Einkommen, wird dieses in voller Höhe angerechnet (§ 23 Abs. 4 Nr. 2 Satz 2 BAföG; VwV 23.4.3).
8. Unterhaltszahlungen deines/ deiner geschiedenen oder dauernd getrennt lebenden EhegattIn/LebenspartnerIn
Unterhaltszahlungen deines/ deiner geschiedenen oder dauernd getrennt lebenden EhegattIn/LebenspartnerIn werden in voller Höhe von deinem Bedarf abgezogen. Nach § 23 Abs. 4 Nr. 4 BAföG werden hierauf nicht einmal Freibeträge gewährt.
Willst du herausfinden, ob eine spezielle Einkunftsart im Ausbildungsförderungsrecht als Einkommen zählt, so sei auf den Artikel „Einkommensanrechnung allgemein“ verwiesen.