Fast 800 Mrd. US-Dollar SchuldenVerschuldung durch Bildungskredite in USA nimmt massiv zu
Ein Studium führt in den USA immer häufiger in den finanziellen Ruin.
In den USA stehen derzeit Schulden in Höhe von 2,4 Billionen US-Dollar durch Verbraucher-Kredite aus. Ein Drittel davon - knapp 800 Milliarden US-Dollar - machen Schulden aus Bildungskrediten aus: 605,6 Mrd. $ ausstehende Bundes-Darlehen und 167,8 Mrd. $ Schulden aus privaten Darlehen. Nach Schätzungen von Mark Kantrowitz, dem Betreiber der Webseite zu Studienfinanzierungsfragen FinAid.org, hat sich diese Summe allein in den vergangenen vier Jahren um 300 Milliarden US-$ (!) erhöht.
Dieses Geschäftsfeld bringt für Banken wie die SLM Corporation, bekannt als Sallie Mae und Inkassounternehmen, die sich auf das Eintreiben von Studienkrediten spezialisiert haben, hohe Renditen. Und gleichzeitig den finanziellen Ruin für viele Betroffene, wie das Beispiel von Dr. Michelle Bisutti zeigt, deren Schulden aus Studienkrediten von 250.000 US-$ im Jahr ihres Abschlusses (2003) auf mittlerweile 555.000 US-$ angewachsen sind. Weitere Erfahrungsberichte von Schuldnern aus den ganzen USA, die aufgrund der hohen Zinsen oder fehlender Erwerbstätigkeit nicht dazu in der Lage sind, ihre Kredite zu tilgen, gibt es bei StudentLoanJustice.org - einer Graswurzel-Organisation, die 2005 gegründet wurde - zu lesen.
Wie StudentLoanJustice.org schreibt, sind die Verbraucherschutzgesetze bei Student Loans mit Inkrafttreten des Higher Education Acts (1997) massiv abgebaut worden. So besteht nun im Gegensatz zu der Praxis bei Kreditkarten- oder auch Spielschulden z.B. nicht mehr die Möglichkeit, sie über eine Bankrotterklärung "loszuwerden".
Die Gebühren fallen in den USA je nach Hochschultyp sehr unterschiedlich aus: Für die Two-Years-Colleges betrugen sie 2009/10 im Durchschnitt gut 2500 US-$, für öffentliche Four-Years-Colleges liegen sie bei durchschnittlich 7020 Dollar und für die privaten Vierjahreseinrichtungen bei mehr als 26000 US-$. Und die Kosten steigen mit derzeit durchschnittlich 6,5 % jährlich.
An diesen Entwicklungen lassen sich die Folgen der "Liberalisierung" des Bildungswesens, wie sie im Rahmen des internationalen Abkommens über den Handel mit Dienstleistungen der Welthandelsorganisation (GATS) vorangetrieben wurden, gut nachvollziehen. Dass ein Umbau des deutschen und des europäischen Bildungssystems nach dem Vorbild des US-amerikanischen im Interesse der Studierenden ist, wie es viele "Freunde der Deregulierung" behaupten, darf also getrost bezweifelt werden. Im Interesse der Banken ist er allemal.
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