Studieren gegen die PandemieMacht Corona die Unis noch voller – trotz finanzieller Sorgen?
Das Wintersemester steht im Zeichen des Corona-Virus – ohne Maske wird bei Präsenz-Veranstaltungen nichts gehen.
Ende des Jahres wird's endlich mal wieder spannend. Dann präsentiert das Statistische Bundesamt die Studierendenzahlen für das Wintersemester 2020/2021. In den Vorjahren lieferten die Wiesbadener Datensammler zum Stichtag stets Vorhersehbares: Zwölf Jahr lang folgte ein Allzeithoch auf das nächste, zuletzt führte die Rekordjagd in Endlosschleife knapp unter die Marke von 2,9 Millionen Hochschülern und der Sprung über die Drei-Millionen-Latte schien nur eine Frage der Zeit zu sein.
Aber das war vor Corona. Mit dem rigiden Lockdown im Frühjahr waren praktisch über Nacht Hunderttausende Studentenjobs weggebrochen und hatte sich der Unibetrieb wochenlang im Homeoffice verschanzt. Wie an dieser Stelle mehrfach berichtet, zögerte die Bundesregierung eine halbe Ewigkeit, bis sie den Leidtragenden Beistand gewährte: Zunächst mit dem Angebot eines – nur während der Auszahlungsphase – für ein Jahr zinsfrei gestellten Studienkredits der KfW und noch einmal später mit einem Nothilfefonds aus nicht rückerstattungspflichtigen Zuschüssen.
Angesichts der wochenlangen Hinhalterei durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der hohen bürokratischen Hürden bei der Antragsbewilligung sowie der spärlichen Auszahlungen von je maximal 500 Euro für höchstens vier Monate lässt sich rückblickend mit einiger Gewissheit sagen: Die sogenannte Überbrückungshilfe ging in Reichweite und Ausstattung an den tatsächlichen Bedürfnissen vorbei. Viele in Bedrängnis geratene Studierende dürften sich auf anderen Wegen über die Zeit gerettet haben, sei es, dass sie ihre Ersparnisse aufzehrten, Eltern, Verwandte oder Freunde Geld zuschossen oder sie ihre Wohnung aufgaben und in ihrem Kinderzimmer Zuflucht fanden.
Studieren auf Pump
Oder man begab sich in die Fänge der Banken. Nach Presseberichten wurden allein bei der staatlichen KfW zwischen Mai und September fast 31.000 Studienkredite in einem Umfang von über 900 Millionen Euro nachgefragt. Im Vergleichszeitraum 2019 waren es nur 8.500 Anträge mit einem Volumen von 315 Millionen Euro. Da es noch andere Institute mit ähnlichen Angeboten gibt, dürfte die Zahl derer, die ihr Studium im Zeichen der Pandemie nur mehr auf Pump und mit der Aussicht langfristiger Verschuldung bestreiten können, noch deutlich höher sein.
Und das ist vielleicht erst der Anfang. Bis Ende September wurde die Überbrückungshilfe etwa 150.000 Mal an insgesamt rund 120.000 Antragssteller ausgezahlt. Demgegenüber stehen schätzungsweise doppelt so viele gescheiterte Versuche – weil die Formulare nicht korrekt ausgefüllt wurden oder wegen fehlendem Nachweis, erst durch die Corona-Krise in Not geraten zu sein. Vor allem aber gilt: Seit 1. Oktober ist Schluss mit den Zuwendungen. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) begründet das mit einer sich entspannenden Wirtschaftslage und einem wieder verbesserten Beschäftigungsangebot für Studierende.
Lockdown mit Nachwehen
Das klingt fast so, als sei die Pandemie schon vorbei. Aber selbst wenn Deutschland eine zweite Welle ähnlich der im ersten Jahresdrittel und ein zweiter wirtschaftlicher Shutdown erspart bleiben, wirken die Nachwehen des ersten noch lange nach. Die Meldestelle für geringfügige Beschäftigung informierte dieser Tage, dass infolge von Corona jeder achte sogenannte Minijob weggefallen ist, insgesamt 837.000. Allein im Gastgewerbe belief sich der Schwund bis Ende Juni auf nahezu 326.000, ein Minus von 36 Prozent gegenüber 2019. Nur bei Restaurants und anderen Gaststätten – bevorzugte Arbeitgeber von Studierenden – gingen 184.000 Stellen verloren.
Mit Blick auf die immer noch großen Unwägbarkeiten, die weiterhin zurückhaltende Kundschaft und die demnächst kalte Jahreszeit ist nicht so bald mit einer durchgreifenden Trendwende zu rechnen. Dazu kommen Politiker und Virologen, die sagen, dass der Ausnahmezustand noch ein oder zwei Jahre anhalten werde. Wie aber sollen die in weiten Teilen auf Erwerbsarbeit angewiesenen Studierenden eine so lange Durststrecke überstehen, wo doch schon jetzt nicht wenige finanziell in der Klemme stecken?
Bis jetzt mögen sich die meisten noch irgendwie über Wasser halten können. Was aber passiert, wenn die Geldspritze der Eltern aufgebraucht ist, „Hotel Mama“ dicht macht oder der Verschuldungsdruck der Banken zu groß wird? Hier drohen noch gewaltige Verwerfungen und der von Karliczek suggerierte Eindruck, der bloß zu zwei Dritteln ausgeschöpfte Fördertopf (65 von 100 Millionen Euro) tauge als Indikator einer „gelinderten“ Corona-Notlage, könnte sich schon bald als Trugschluss erweisen. Die Not unter Studierenden mag in der öffentlichen Wahrnehmung vom Tisch sein, ausgestanden ist sie mit Sicherheit nicht.
Corona wird zur Bildungskrise
Das sieht so auch Kai Gehring, wissenschaftspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen-Partei. „Unzählig ist die Zahl der Hilferufe und Problemanzeigen, die mich per Mail, Post und bei Gesprächen auf der Straße, mit Studierenden, mit Hochschulen, mit Verbänden erreicht haben“, erklärte er gegenüber Studis Online. Es gebe nach wie vor einen „riesigen und ungestillten Bedarf an wirksamer Unterstützung“. Das leisteten weder der KfW-Studienkredit, vor dem Verbraucherschützer warnten, noch die Überbrückungshilfe. Gehrings Sorge: „Die Corona-Krise droht zu einer Bildungskrise zu werden.“
Aber woran lässt sich das ablesen? An der Zahl derer, die ihr Studium hingeschmissen haben oder es noch werden, weil sie sich nicht länger finanzieren können oder mit den veränderten Studienbedingungen im Wechselbad aus Präsenz- und Onlinelehre nicht klar kommen? Gehring verweist auf erste Anhaltspunkte aus dem Land Berlin, wonach die Zahl der Studienabbrüche im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr „um rund 20 Prozent“ zugenommen habe.
Tatsächlich geht dies aus einer Antwort der Senatskanzlei für Wissenschaft auf eine Anfrage des wissenschaftspolitischen Sprechers der Fraktion Die Linke im Berliner Abgeordnetenhaus, Tobias Schulze, hervor. Die Zahlen stammen von Ende Juni und könnten nach Meinung Schulzes bis Ende des Sommersemesters noch zugelegt haben.
„Eine Million mit Geldsorgen“
Nach Gehrings Überzeugung hat die Pandemie „die eklatanten Schwächen der Studienfinanzierung schonungslos offengelegt“. Schon vor der Krise hätten fast 90 Prozent aller Studierenden keine Bundesausbildungsförderung (BAföG) erhalten, 60 Prozent arbeiteten nebenher. Dem Grünen-Politiker schwant nichts Gutes: „Wenn Karliczek und die große Koalition sich weiter weigern, die Studienfinanzierung zu stärken, wird das für viele Studierenden den Studienabbruch bedeuten und das Aus für eine Karriere in der Wissenschaft.“
Alarmiert ist man auch beim „freien zusammenschluss von student*innenschaften“ (fzs). Zwar kenne man keine konkreten Zahlen zum Stand der Ex- und Immatrikulationen, teilte die bundesweite studentische Dachorganisation auf Anfrage mit. Man schätze aber, „dass eine Million Studierende aktuell Geldsorgen haben“. Am Donnerstag verwies der Verband auf erste Ergebnisse einer Erhebung an der Humboldt-Universität Berlin, wonach mehr als die Hälfte der Befragten ihr Studium infolge der Krise werden verlängern müssen. Tausende Betroffene hätten sich per E-Mail oder telefonisch an den Verband gewandt oder in Kommentaren auf der Webseite der im März gestarteten Petition „Soforthilfe jetzt!“ ihre prekäre Situation geschildert.
Der Aufruf wurde von über 56.000 Menschen unterstützt. Die Forderung – 3.000 Euro für drei Monate ohne Bedürftigkeitsprüfung – lag weit über dem, was die Bundesregierung mit ihrem Nothilfefonds möglich beziehungsweise mit dicken bürokratischen Fallstricken unmöglich gemacht hat. Nach Angaben des Deutschen Studentenwerks (DSW) wurden 36 Prozent der Anträge abgelehnt. „Bei mehr als der Hälfte davon haben wir es mit strukturellen Notlagen zu tun, die aber nicht unmittelbar verursacht sind durch die Pandemie“, erläuterte DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber Studis Online.
Studentisches Prekariat
Das deckt sich mit Erkenntnissen aus der 21. Sozialerhebung des DSW (Link führt zum PDF). Danach haben neun Prozent der Studierenden weniger als 600 Euro im Monat zur Verfügung, weitere vier Prozent weniger als 500 Euro und ein weiteres Prozent muss sich mit 400 Euro und weniger durchschlagen. „Das ist eine Art ‚studentisches Prekariat‘, für das die Überbrückungshilfe nicht greifen kann“, gab Meyer auf der Heyde zu bedenken. „Dafür brauchen wir eine Lösung, hier ist die Politik gefordert. Für diese Studierenden sollten wir vor allem das BAföG stärker öffnen.“
Danach sieht es gerade nicht aus. Anfang August hatte das Statistische Bundesamt den nächsten Minusrekord bei der Entwicklung der BAföG-Zahlen bekannt gegeben. Im Vergleich zum Jahr 2018 beanspruchten 2019 noch einmal 5,5 Prozent weniger Studierende die staatliche Sozialleistung, womit nicht einmal mehr zwölf Prozent aller Hochschüler davon profitieren. Dabei sollte Karliczeks jüngste Novelle eigentlich eine „Trendumkehr“ einleiten. Die verspricht die Ministerin nun für die kommenden zwei Jahre, in denen weitere Zulagen bei den Fördersätzen und Freibeträgen im Rahmen ihrer Reform greifen werden.
Das Regelwerk wurde allerdings vor Corona konzipiert. Wenn sich dieses schon ohne Ausnahmezustand als Rohrkrepierer entpuppt, was soll dann erst werden, wenn die Pandemie noch länger anhält? Oder baut die Ministerin womöglich darauf, dass das Virus am Ende sogar zur BAföG-Frischzellenkur taugt, weil wieder mehr Menschen seinen Wert für sich erkennen?
Entwicklung der BAföG-Förderungszahlen
Zahlen 2017-2019 geschätzt.
Mehr soziale Auslese?
Andreas Keller, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), schaut eher pessimistisch in die Zukunft. Unter jenen, die kein BAföG beziehen, seien auch viele Kinder aus Elternhäusern mit mittlerem und geringem Einkommen. „Wenn krisenbedingt Einnahmen aus Jobs wegfallen, wird das viele in den Studienabbruch treiben oder davon abhalten, ein Studium aufzunehmen“, beschied er im Gespräch mit Studis Online. Schon jetzt sei der Zugang zum Hochschulstudium in Deutschland sozial deutlich selektiver als in fast allen anderen Industrieländern. „Dieser Effekt dürfte sich verstärken.“
Dagegen rechnet DSW-Funktionär Meyer auf der Heyde zumindest auf kurze Sicht nicht mit einer größeren Absetzbewegung von den Hochschulen. Er schätze, dass zehn Prozent der Studierenden wegen der Pandemie zurück zu ihren Eltern ziehen mussten. „Das ist sicherlich für alle Beteiligten keine einfache Situation – aber das ist noch lange kein Studienabbruch.“ Das treffe allerdings verstärkt Studierende mit geringeren Einnahmen, ergänzte er. „Insofern ist das eine soziale Auswirkung der Pandemie.“
Fragt man direkt bei den Hochschulen nach den Abbrecher- und Einschreibezahlen, wird zumeist auf eine noch nicht belastbare Datenlage verwiesen. Für das Wintersemester endet das Immatrikulationsverfahren erst im Oktober. Von der Pressestelle der Humboldt-Universität Berlin war immerhin zu erfahren, dass man „im Hinblick auf die Anzahl der Einschreibungen keine wesentlichen Änderungen“ erwarte. Bei der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) hieß es, „dass wir keinen nennenswerten Schwund an Studierenden über die gesamte LMU verteilt feststellen konnten“.
Fernuni Hagen profitiert
Einen regelrechten Boom verzeichnet dagegen die Fernuniversität Hagen. „Unsere Studierendenzahlen sind in der Corona-Krise nicht zurückgegangen, sondern im Gegenteil gestiegen“, teilte Pressesprecher Stephan Düppe mit. Die amtlichen Einschreibezahlen für das Wintersemester lägen zwar erst Mitte November vor, „aufgrund des aktuellen Stands gehen wir aber von einer signifikanten Steigerung aus“. Das indes wäre keine echte Überraschung: Ein Fernstudium ist schließlich die mit „Abstand“ sicherste, weil sterilste Art zu studieren.
Hierin sieht auch Düppe einen der Gründe für den starken Zulauf. „Die meisten Präsenzuniversitäten mussten ihre Lehre ja gezwungenermaßen kurzfristig auf eine Art Fernstudium umstellen, während dies bei uns seit mehr als vierzig Jahren geübte Praxis ist.“ Eine zweite Erklärung sei möglicherweise die, „dass sich viele aufgrund der aktuellen Situation beruflich umorientieren oder weiterentwickeln wollen und darum ein Studium bei uns beginnen“.
In einer größeren Perspektive ähnelt das der Argumentation von GEW-Vize Keller. Ihn hätten Berichte aus verschiedenen Hochschulen über einen „regelrechten Ansturm von Studierwilligen auf die zulassungsbeschränkten Studienplätze im Wintersemester“ erreicht. Es sei damit zu rechnen, dass wegen der weltweiten Corona-Eindämmungsmaßnahmen die bisher üblichen Work-and-Travel-Phasen nach dem Abitur wegfallen und „damit sogar mehr Menschen an die Hochschulen streben“.
Noch enger im Hörsaal?
Ferner geht der Gewerkschafter davon aus, dass junge Menschen, die von Erwerbslosigkeit und Kurzarbeit betroffen sind und eine Hochschulzugangsberechtigung haben, verstärkt auf der Suche nach Aus- und Weiterbildungen sind. Das treffe auch auf bereits fertige Absolventinnen und Absolventen zu, die aufgrund pandemiebedingt schlechter Arbeitsmarktchancen zurück an die Uni gingen, um eine Zusatzqualifikation zu erwerben. „Schon jetzt haben wir es mit einem Studienplatzmangel zu tun, der sich in einem nahezu flächendeckenden Numerus clausus ausdrückt und auch durch den Hochschulpakt und Zukunftsvertrag nicht behoben wird“, beklagte Keller. „Die Herausforderung eines Ausbaus der Hochschulen stellt sich somit noch dringlicher.“
Von begrenzter Aussagekraft ist das, was Studis Online bei der Stiftung für Hochschulzulassung (SfH) in Erfahrung brachte. Die SfH verteilt über die Plattform Hochschulstart.de Studienplätze mit lokaler Zulassungsbeschränkung sowie neuerdings auch die mit flächendeckendem Numerus clausus (Human-, Tier-, Zahnmedizin und Pharmazie). „Mit über zwei Millionen Bewerbungen übertrifft das aktuelle Verfahren quantitativ alle bisherigen Verfahren“, verlautete von der Pressestelle.
Diese Zahl entspreche 309.000 Bewerbern, während es im Sommersemester rund 74.000 gewesen seien. Dass im Winter deutlich mehr Kandidaten als im Sommer anheuern, ist jedoch völlig normal. Außerdem deckt Hochschulstart.de nach wie vor nur einen Teil des gesamtem Vergabegeschehens ab, wenngleich dieser stetig wächst. Daher ist der „Ansturm“ auf das Portal noch kein sicheres Indiz, dass die Hochschulen auch in Corona-Zeiten weiter überrannt werden.
20 Prozent weniger Internationale
Ausschließen will man dies aber auch bei der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) nicht. „Die gern genutzten Optionen für die Phase nach dem Abitur, sich in der Welt umzusehen – Work and Travel, Au-pair – sind ja stark eingeschränkt“, äußerte sich HRK-Präsident Peter-André Alt in einer Stellungnahme gegenüber Studis Online. Eventuell werde es deshalb sogar einen Zuwachs geben. Demgegenüber hätte der Verein uni-assist, der internationale Studienbewerbungen für die deutschen Hochschulen prüft, einen Rückgang von „rund 20 Prozent“ vermeldet. Dies sei angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen „nicht viel“, befand derweil der HRK-Chef.
Gleichwohl bestätigt dies einmal mehr die Befürchtung, dass ausländische Studierende im Speziellen unter der Situation zu leiden haben. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt weit überwiegend aus Erwerbsarbeit und verfügen in Deutschland über kein familiäres Netzwerk, das sie in der Not stützt. Und trotzdem waren ausgerechnet sie es, die am längsten auf Unterstützung in Form des KfW-Darlehens und der Überbrückungshilfe haben warten müssen.
Aus Sicht des HRK-Präsidenten hat die Bundesregierung mit beiden Angeboten ihre Schuldigkeit nicht getan. Diese reichten „kaum für alle aus und wir möchten niemanden verlieren, weil er oder sie sich das Studium nicht mehr leisten kann“. Als „wichtige Maßnahme“ erachtet Alt die „Verlängerung individueller Regelstudienzeiten, weil sich dies auf die Dauer des BAföG-Anspruchs auswirkt, wenn die Studienmöglichkeiten krisenbedingt eingeschränkt waren“. Das sei schon in mehreren Ländern möglich (vgl. unsere Übersicht dazu).
Neue BAföG-Novelle!
Keller von der GEW spricht sich in diesem Zusammenhang dafür aus, das BAföG „pauschal um ein Jahr“ zu verlängern und als Vollzuschuss zu gewähren. Für den Grünen-Politiker Gehring ist eine Öffnung und Modernisierung des BAföG „überfällig“. Meyer auf der Heyde vom DSW stößt ins selbe Horn: „Das BAföG ist der Schlüssel zu mehr Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit, erst recht in der Pandemie.“
Alt sieht ebenfalls die Zeit für grundsätzliche Nachbesserungen gekommen: „Es schiene mir wünschenswert, die Möglichkeiten des BAföG selbst einer erneuten Überprüfung zu unterziehen.“ Was die nahe und weitere Zukunft angeht, zeigt sich der HRK-Präsident gebremst optimistisch. „Viel wird von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängen.“ Mit zunehmender Erholung werde es auch wieder mehr Jobs geben oder Eltern könnten wieder besser unterstützen. „Aber bis zu einer Normalisierung haben wir wohl noch eine gute Wegstrecke vor uns.“
Fazit: Was aus den Hochschulen in Zeiten der Pandemie und danach wird, ist längst nicht abzusehen. Selbst wenn die Studierendenzahlen weiter steigen, ist das kein Zeichen der Entwarnung. Die nackten Daten sagen nichts darüber aus, wie viele in Finanznöten steckende Hochschüler sich gerade noch so ins neue Semester gerettet haben. Sechs Monate länger im Krisenmodus dürften einigen den letzten Rest geben.
Dickes Ende
Genauso wenig kann man abschätzen, wohin die Reise derer geht, die aufgrund weggefallener Jobs, Lehrstellen und anderer Alternativen auf ein „Notnagelstudium“ setzen. Bei noch mehr Fülle auf dem Campus drohen sich die Studienbedingungen weiter zu verschlechtern, was wiederum zu mehr Studienabbrüchen führen könnte. Völlig offen ist außerdem, was in Sachen Qualität und Studierbarkeit aus den Hochschulen im Präsenz-Digital-Hybridbetrieb wird. Auch dieser in höchster Eile vorgenommene Systemwechsel dürfte allerhand Systemverlierer hervorbringen.
Wer weiß? Vielleicht vermeldet Wiesbaden demnächst drei Millionen Studierende und mehr. Zu ausgelassenen Feierlichkeiten sollte sich die Regierung deshalb nicht hinreißen lassen. Denn das dicke Ende kommt bestimmt – früher oder später. (rw)
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