Neue Studie zum BAföGDringend Zeit für BAföG-Reformen
Eine umfassende BAföG-Reform ist dringend nötig – zeigt auch die von DSW und FiBS präsentierte neue Studie
Im Rahmen der Präsentation der Studienergebnisse forderte das Deutsche Studentenwerk (DSW) dringend folgende Maßnahmen für das BAföG:
massive Anhebung der BAföG-Höchstsätze und Elternfreibeträge
Rückkehr zum Vollzuschuss
Verlängerung der Förderungshöchstdauer
Fachwechsel vereinfachen
spätere Vorlage von Leistungsnachweisen vereinfachen
„Davon würden und das können wir mit der neuen Studie belegen, vor allem Studierende aus einkommensschwächeren Haushalten profitieren, gerade auch Studierende aus Nicht-Akademiker-Familien.“ wird DSW-Generalsekretär Meyer auf der Heyde in der Pressemitteilung zitiert.
Gerade bei einkommensschwachen Familien sei laut der Studie die Gefördertenquote in den letzten Jahren besonderes stark zurückgegangen. Dabei soll BAföG gerade Studentinnen und Studenten aus genau diesen Familien ein Studium ohne finanzielle Sorgen ermöglichen.
Die Studenten- und Studierendenwerke sind für die Verwaltung von BAföG, Mensen, Wohnheimen und andere soziale Belange der Studierenden verantwortlich. Das Deutsche Studentenwerk ist der Dachverband der Studierenden- und Studentenwerke in Deutschland, das FiBs, das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie bei dem die Studie in Auftrag gegeben wurde.
Für wen sinkt die Förderquote am meisten?
Sinkende BAföG-Quote ist am stärksten bei den frisch gebackenen Abiturient*innen
Die Zahl der Studis, die BAföG erhalten, sinkt sehr deutlich bei den unter 21-Jährigen, aber auch bei den 22-24-Jährigen, obwohl doch gerade das Abitur in vielen Bundesländern von 13 auf 12 Jahre gekürzt wurde. Bei den unter 21-Jährigen ist die Gefördertenquote 2016 um ein Drittel im Vergleich zu 2009 gesunken. Und bei den 22 bis 24 jährigen wurden es zwischen 2009 und 2016 ein Viertel weniger. Dabei ist für viele Studierende BAföG die Grundvorraussetzung überhaupt studieren zu können, wird in der Studie zitiert. Im Sommersemester 2016 gingen 80% davon aus, dass sie ohne BAföG nicht studieren können.
So übernehmen inzwischen die Eltern verstärkt die Lebenskosten für ihre Kinder, die sich noch in der Ausbildung befinden oder die Studentinnen und Studenten finanzieren sich mit Erwerbstätigkeit zusätzlich zum Studium. „In vielen Fällen legen sich die Eltern unglaublich ins Zeug und schaffen es, einen Teil der geringeren BAföG-Förderung zu kompensieren. Oft müssen die Studierenden aber mehr arbeiten.“ fasst Dr. Dieter Dohmen, Direktor der Studie FiBS zusammen. Die zusätzliche Erwerbsarbeit verlängere aber unnötig die Studienzeit und betreffe besonders Studentinnen und Studenten, deren Eltern selbst nicht studiert hatten.
Zudem beantrage über die Hälfte der Studentinnen und Studenten erst gar kein BAföG. Ein Viertel von ihnen, nenne die Angst vor Verschuldung als Grund. "Gerade bei Studierenden aus Familien ohne akademischen Hintergrund sei die Verschuldungsangst überproportional hoch“, äußert sich auf der Heyde. Die Gefördertenquote könne sich bei Umstellung auf Vollzuschuss um bis zu 15% erhöhen, wird in der Studie errechnet.
Weshalb werden BAföG-Anträge abgelehnt?
Ablehnung von BAföG-Erstanträgen häufig aufgrund von zu hohem Einkommen der Eltern oder von Ehepartner*innen
Hauptgrund für abgelehnte Erstanträge auf BAföG ist ein zu hohes Einkommen der Eltern oder von Ehepartner*innen. 80% der Studierenden, deren Erstanträge abgelehnt wurden, gaben dies als Grund an. Bei den unter 21-Jährigen stieg diese Zahl zwischen 2009 und 2016 von 86% auf 90%. Mit viel Abstand folgt als nächster Grund zu viel eigenes Vermögen oder Einkommen. 2016 gaben insgesamt 20% dies als Grund an. Bei den unter 21-jährigen 23%.
Können Studierende nach einer Zeit des Studiums nicht weitergefördert werden, liegt das oft daran, dass die Förderungshöchstdauer überschritten wurde. Das betrifft verstärkt Studentinnen und Studenten aus Nicht-Akademiker-Familien. In der Studie liegt die Vermutung nahe, dass eine tendenziell ungünstigere Finanzierungssituation ein möglicher und vermutlich auch wichtiger Einflussfaktor dafür sei. Betrachtet man den Zeitpunkt der Studienabschlüsse, würde dem Großteil der Studis eine Erhöhung der Förderungshöchstdauer auf Regelstudienzeit + 2 Semester bereits ausreichend helfen.
Varianzen im Einkommen der Eltern oder von Ehepartner*innen stehen mit durchschnittlich 24% noch an 2. Stelle der Ablehnungsgründe für eine Weiterförderung. 14% der Studierenden, deren BAföG vor Studienabschluss endete, ist 2016 die rechtzeitige Abgabe von Leistungsnachweisen nicht möglich gewesen. Überdurchschnittlich auch hier bei Studierenden, deren Eltern nicht studiert haben, vermutlich auch wegen einer im Schnitt ungünstigeren Einnahmesituation.
Welche Hoffnung gibt es mit der neuen Regierung?
Während die potentiellen Koalitions-Parteien SPD, Grüne und FDP in unterschiedlicher Form eine grundsätzliche Reform des BAföGs im Wahlprogramm anstrebten, hielt sich die CDU/CSU mit Details eher bedeckt. Es bleibt zu hoffen, dass die neue Koalition – egal in welcher Konstellation am Ende – es schafft, endlich die dringend benötigte weitreichende Reform im BAföG für Studis und Schüler*innen umzusetzen.
Denn die staatliche Ausbildungsförderung sollte eigentlich Basis für Chancengleichheit unter den Heranwachsenden sein und somit das Grundrecht auf freie Berufswahl unterstützen.