BAföG-Statistik 2021Minimal mehr BAföG-geförderte Studis, deutlich weniger Schüler:innen
Insgesamt wurden 2021 pro Monat im Schnitt erneut 429.000 Schüler*innen und Studierende gefördert. Bei Studierenden sind es 2021 im monatlichen Schnitt 333.000 gewesen, ein Plus von 3,9% (wahrscheinlich Corona-bedingt und vielleicht die verspätete Auswirkung der Reform 2019ff.). Bei den Schüler:innen ging es dagegen nochmals deutlich zurück, diesmal sogar um fast 11,5%.
Die Zahl der geförderten Personen im gesamten Jahr (egal wie lange) ist bei den Studierenden erstmals wieder leicht gestiegen von 465.543 auf 467.595 (+0,4%). Bei den Schüler:innen ging es weiter deutlich bergab von 173.526 auf 155.408 (-10,4%). Eine Ursache für die starke Abnahme bei den Schüler:innen ist – so jedenfalls erwähnen es das Deutsche Studentenwerk, aber auch das BMBF – die neue Möglichkeit, die Ausbildung zur/zum staatlich anerkannte:n Erzieher:in durch Aufstiegs-BAföG statt Schüler-BAföG gefördert zu bekommen (nach eigener Wahl).
Ein interessantes Detail der Statistik: Während die Studierenden mit Vollförderung weiter abnahmen, stieg die Anzahl der teilgeförderten Studis etwas stärker.
Die BAföG-Gefördertenquoten für 2021 können wir nicht genau angeben, da wir weder den genauen Berechnungsweg der Jahres-Studierendenzahl für den BAföG-Bericht kennen noch die Berechnung der Anspruchsberechtigten. Eine Abschätzung ist aber möglich. Bezogen auf alle Studierende erhalten noch ca. 11,7% BAföG und auch bei den „Anspruchsberechtigten“ dürften es weiterhin unter 19% sein.
Die Entwicklung der BAföG-Statistik 2016-2021 (Studierende) | ||||||
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Was? | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
Studierende (gesamt) in Tsd. | 2.709 | 2.755 | 2.788 | 2.811 | 2.841 | ~2.850 |
Anspruchsberechtigte in Tsd. | 1.709 | 1.704 | 1.696 | 1.686 | 1.740 | ~1.780 |
BAföG-Geförderte in Tsd. | 377 | 364 | 338 | 317 | 321 | 333 |
Gefördertenquote (alle Studierende) | 13,9% | 13,2% | 12,1% | 11,3% | 11,3% | ~11,7% |
Gefördertenquote (Anspruchsberechtigte) | 22,1% | 21,4% | 20,0% | 18,8% | 18,5% | ~18,7% |
Gesamtausgaben in Mio. € | 2.099 | 2.181 | 2.002 | 1.955 | 2.211 | 2.316 |
Reaktionen auf die BAföG-Statistik
Der studentische Dachverband fzs überschreibt seine Pressemitteilung mit: „Beim BAföG nichts Neues – Trendwende bleibt aus, Bildungsministerin muss nachlegen!“ Er erinnert an die Studie des Paritätischen Gesamtverbands, nach der rund 30% aller Studierenden in Armut leben. Lone Grotheer, Vorständin im fzs, ergänzt: „Auch die aktuelle Novelle ignoriert die zentralen Probleme des BAföG weitestgehend. Vor dem Hintergrund der aktuellen Preissteigerungen in allen Lebensbereichen muss der Kreis der Empfänger*innen deutlich ausgeweitet, die Höhe der Förderungen sofort stark erhöht und der Darlehensanteil gesenkt werden. Wir fordern, dass auch das BMBF die Zahlen ernst nimmt und sieht, was wir schon lange betonen. Ohne eine wirkliche strukturelle Reform des BAföG, die auch Schüler*innen einbezieht, wird es keine Trendwende geben […].“
Das Deutsche Studentenwerk (DSW) überschreibt seine Pressemitteilung ähnlich: „BAföG-Daten 2021: Freier Fall gebremst, Trendwende steht noch aus, jetzt BAföG-Struktur reformieren“. Matthias Anbuhl, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks (DSW), kommentiert: „[…]Es ist erfreulich, dass es erstmals seit 2012 ein leichtes Plus bei den BAföG geförderten Studierenden gibt. Damit endet eine lange Durststrecke zumindest vorläufig. Die einstmals anvisierte Trendumkehr mit rund 100.000 zusätzlich geförderten Personen ist noch in weiter Ferne. Deshalb ist es wichtig, dass die Bundesregierung nach der ersten schnellen Anpassung der BAföG-Sätze nun ihre angekündigte strukturelle BAföG-Reform schnell angeht.“ Er betont: „Die immensen Preissprünge bei Lebensmitteln, Strom und Heizungen stellen zudem viele Studierende schon heute vor existentielle Nöte. Deshalb ist eine weitere, schnelle Anhebung der Bedarfssätze nötig, damit das BAföG auch zum Leben reicht.“
Die Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger freut sich in ihrer Pressemitteilung, „dass die Zahl der mit BAföG geförderten Studierenden endlich wieder ansteigt. Nach langen Jahren des Rückgangs ist das eine sehr gute Nachricht, genauso wie der Anstieg des durchschnittlichen Förderbetrages. […] Wir wollen auf diesen Erfolg jetzt aufbauen. Mit dem im Juli 2022 verabschiedeten 27. BAföG-Änderungsgesetz haben wir den Kreis der Förderberechtigten nochmals erheblich ausgeweitet. Unser nächstes Ziel ist es, durch strukturelle Reformen nicht nur mehr Menschen zu erreichen, sondern ihnen auch eine modernere Unterstützung zu bieten.“
Leider spricht die Bildungsministerin vor allem von strukturellen Reformen, aber nicht von der Höhe der Förderung an sich. Die aber gerade durch die aktuell sehr hohe Inflation einmal mehr nicht mit der realen Preisentwicklung mithält. Insofern muss da schon noch was kommen, sonst wird auch nächstes Jahr die Zahl der Geförderten nicht wesentlich steigen können …