BAföG-Statistik 2023Abwärtstrend vorläufig gestoppt
Die BAföG-Reform zum Wintersemester 2022 war eine größere – beispielsweise wurde damals die Altersgrenze auf 45 hochgesetzt, die Vermögensfreibeträge stark angehoben und vor allem auch die BAföG-Sätze deutlich erhöht (durch die ganzen Wirren auf der Welt war letzteres aber doch nicht ganz ausreichend). Die BAföG-Statistik 2022 fiel dennoch eher enttäuschend aus. Die jetzige Statistik für 2023 fällt nun besser aus – zeigt aber dennoch, dass die Wirkung der Reform begrenzt bleibt.
Bezieht man auch die Schüler:innen mit ein, ist das Ergebnis sogar ziemlich ernüchternd: Nur 0,9% mehr BAföG-Geförderte gab es insgesamt. Denn bei den Schüler:innen werden es immer weniger. Dafür sind die Gefördertenzahlen bei den Studierenden merkbar gestiegen. Im Monatsschnitt wurden ca. 360.000 statt 335.000 gefördert (+7,5%).
Vor allem wegen der erhöhten Bedarfssätze sind die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 14% gestiegen, sie betragen nun 3,4 Milliarden Euro. Billig ist eine gute Studienfinanzierung nicht zu haben …
Die Entwicklung der BAföG-Statistik 2016-2023 (Studierende) | ||||||
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Was? | 2023 | 2022 | 2021 | 2020 | 2018 | 2016 |
Studierende (gesamt) in Tsd. | ~2.850 | 2.872 | 2.879 | 2.841 | 2.788 | 2.709 |
Anspruchsberechtigte in Tsd. | ~2.200 | 2.251 | 2.276 | 1.740 | 1.696 | 1.709 |
BAföG-Geförderte in Tsd. | 360 | 335 | 333 | 321 | 338 | 377 |
Gefördertenquote (alle Studierende) | ~12,6% | 11,7% | 11,6% | 11,3% | 12,1% | 13,9% |
Gefördertenquote (Anspruchsberechtigte) | ~16,4% | 14,9% | 14,7% | 18,5% | 20,0% | 22,1% |
Gesamtausgaben in Mio. € | 2.863 | 2.454 | 2.317 | 2.211 | 2.002 | 2.099 |
Dieses Jahr wieder kleine BAföG-Erhöhung
Nachdem 2023 eine BAföG-Anpassung ausblieb (und somit die BAföG-Statistik 2024 vermutlich erneute Stagnation zeigen dürfte), gibt es zum kommenden Wintersemester wieder eine kleine Erhöhung um 5%. Vor allem die Einführung des Flexibilitätssemesters sollte die Zahl der Anspruchsberechtigten dauerhaft etwas steigern, weil faktisch die Förderungsdauer dadurch um ein Semester erhöht wird.
Was leider weiterhin ausgeblieben ist: Die Einführung eines Mechanismus, der das BAföG ähnlich anderer Sozialleistungen automatisch jährlich anpasst. Denn in den letzten Jahrzehnten gab es zweimal Zeiträume von jeweils 6 Jahren, in denen keinerlei Anpassung der BAföG-Sätze stattfand.
Über die Verfassungsmäßigkeit der Höhe der BAföG-Sätze (und vielleicht damit auch über die Notwendigkeit eines Anpassungsmechanismus) muss ja noch das Bundesverfassungsgericht entscheiden. Es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass so die Politik zu Nachbesserungen gezwungen wird.
Reaktionen auf die BAföG-Statistik
Das Deutsche Studierendenwerk (DSW) kommentierte in Person von Matthias Anbuhl, dem Vorstandsvorsitzenden des DSW, wie folgt:
„Es ist gut, dass nach Jahren des Sinkflugs bei den Geförderten-Zahlen der Abwärtstrend nun anscheinend vorerst gestoppt ist. Eine echte Trendwende beim BAföG steht aber noch aus. Die jüngste Sozialerhebung zeigt: Rund ein Drittel aller Studierenden hat weniger als 800 Euro im Monat, aber nur 12 Prozent bekommen BAföG. Die Studienförderung muss endlich wieder mehr Studierende erreichen, auch aus der unteren Mittelschicht. Dazu ist eine automatische Anpassung der Freibeträge und Bedarfssätze an die Entwicklung von Preisen und Einkommen zwingend notwendig.
Der echte große Schub und die grundlegende Strukturreform des BAföG stehen weiterhin aus.“ (Hervorhebung durch Studis Online)