StudienkrediteKein Ansturm auf db Studentenkredit
Ihren db Studentenkredit hat die Deutsche Bank seit Oktober 2005 im Angebot. In zunächst 75 campusnah Filialen wurden besonders geschulte Studentenberater eingesetzt, abgeschlossen werden kann das Angebot in über 160 Filialen - beides soll ausgebaut werden.
Für einige größere Städte ist bereits bekannt, wieviele Kredite bis März 2006 abgeschlossen wurden. In Berlin waren es demnach 260, in Hamburg 140, in München 115 und in Köln 95. Insgesamt studieren in diesen Städten mind. 15% aller Studierenden in Deutschland. Somit kann man davon ausgehen, dass die Gesamtzahl der Kredite zwar über 1000, aber noch deutlich unter 10.000 liegt. Bei insgesamt an die 2 Mio. Studierende in Deutschland sind es also deutlich unter einem halben Prozent.
Laut dem Pressesprecher der Deutschen Bank wollen die Kreditnehmer (ob das dann so eintreten wird, bleibt noch eine andere Frage, schließlich können sie die Auszahlung zumindest einmal jährlich auch beenden) im Durchschnitt 12.600 Euro innerhalb von 41 Monaten ausgezahlt bekommen, was 307 Euro pro Monat entspricht.
Angaben dazu, in welchem Semester sich die KreditnehmerInnen befinden, welche Studienfächer stark vertreten sind oder ob Männer oder Frauen den Kredit stärker nachfragen, wollte die Deutsche Bank nicht machen. Aus der Zahl der durchschnittlich zunächst gewünschten Auszahlungsmonate ergibt sich aber, dass offenbar eine größere Zahl von Studierenden am Anfang des Studiums unter den Kreditnehmern ist.
Die Deutsche Bank, die den Studentenkredit in eine an Studierende gerichtete Werbekampagne eingebunden hat, verweist bei der Frage nach dem Erfolg des db Studentenkredites vor allem darauf, dass es ihr nicht nur um den Kredit gegangen sei, sondern darum, Studierende als Kunden zu gewinnen. Das sei erfolgreich gewesen. Nach eigenen Angaben hat sie zwischen Oktober 2005 und März 2006 über 40.000 studentische KundInnen dazugewonnen. Indirekt heißt das wohl, dass man sich beim Kredit mehr versprochen hatte.
Und die anderen Studienkredite?
Weitere bundesweite Angebote gibt es seit dem laufenden Sommersemester. Der Bildungsfonds der DKB hat allerdings einige Hürden (frühestens ab 3. Fachsemester erhältlich, Auswahlverfahren), wirklich für viele erhältlich ist daher nur der KfW Studienkredit.
Der KfW-Studienkredit sieht auf den ersten Blick attraktiver aus als das Angebot der Deutschen Bank. Bei genauer Betrachtung relativiert sich das jedoch. So ist der nominale Zins zwar zur Zeit 5,1% und der jeweils für 6 Monate festgelegte Zinssatz gilt auch während der Rückzahlungsphase (bei der Deutschen Bank gilt während der Rückzahlungsphase ein Zinssatz von 7,9%). Die KfW rechnet aber pro Kredit einmalig 232 Euro Gebühren auf die Darlehenssumme drauf.
Für ein kürzeren Kredit am Ende des Studiums ist also das Angebot der Deutschen Bank günstiger, da man bei ihm keine extra Gebühren zahlen muss. Will man später die Schulden auf lange Zeit abtragen können, bleibt aber nur der KfW Studienkredit. Denn bei der Deutschen Bank muss man innerhalb von 10 Jahren zurückzahlen, die KfW ermöglicht - auf Wunsch - auch 25 Jahre. Letzteres bedeutet aber, dass man am Ende leicht mehr als das doppelte zurückzahlen muss, als man erhalten hat - wegen der Zinsen über der vielen Jahre.
Man darf gespannt sein, wieviele Studierende sich schließlich auf Studienkredite einlassen werden. Ein gewisser Bedarf besteht sicherlich, was auch die Zahlen des db Studentenkredites zeigen. Manche mögen auch noch gezögert haben, um erst einmal zu sehen, was es alles "am Markt" geben wird. Sie werden nun sich nun entscheiden können.
Vor der Aufnahme eines Studienkredites sollten andere Finanzierungsquellen geprüft werden
Bei all den Meldungen zu Studienkrediten und der ganzen Werbung, die dazu läuft (aktuell vor allem von der KfW), sollte man jedoch nicht vergessen, dass es immer noch das BAföG gibt. Auch wenn es am BAföG manches zu kritisieren gibt: Wer es bekommen kann, sollte es immer einem Studienkredit vorziehen.
Sofern die Eltern noch keine Berufsausbildung finanziert haben (oder nicht die, die man eigentlich angestrebt hatte), bleiben auch die Eltern in der Pflicht. Laut Unterhaltsrecht sind sie im Rahmen Ihrer finanziellen Möglichkeiten - wenn die nicht reichen, gibt es in der Regel BAföG - zu Unterhalt verpflichtet. Darauf sollte man - außer in unglücklichen Konstellationen - auch bestehen.
Wer in einem Bundesland studieren wird, in dem Studiengebühren geplant sind (siehe unsere Studiengebühren-Übersicht), sollte für die Finanzierung der Studiengebühren in jedem Fall das Kreditangebot des jeweiligen Landes nutzen. Denn diese bieten (bei Unterschieden im Detail von Land zu Land - auch das eine Folge des "Wettbewerbsföderalismus") günstigere Zinsen als die privatwirtschaftlichen Darlehen und darüberhinaus teilweise Erlasse in bestimmten Situationen.
Studienkredite jedenfalls werden nie die sozialpolitische Aufgabe des BAföG übernehmen können. Denn mit ihnen starten die KreditnehmerInnen immer mit einem mehr oder weniger großen Schuldenberg ins Berufsleben, dessen genaue Höhe wegen schwankender Zinsen nicht absehbar ist. Beim BAföG dagegen handelt es sich zu 50% um einen Zuschuss, das Darlehen ist zinsfrei. Studierende aus Familien mit gutem Einkommen können ihr Studium sogar ganz ohne Schulden bestreiten. Ein Studienkredit kann also nie Chancengleichheit schaffen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Politik daher am BAföG nicht nur festhält, sondern es auch ausbaut. Denn dass das BAföG zum einen in der Höhe für den einzelnen Geförderten knapp kalkuliert ist und zum anderen durch restriktive Regelungen manche durchaus förderungswürdigen Studierenden ausschließt, ist unter Experten unumstritten. Dass am BAföG festgehalten wird, ist zur Zeit (vor allem durch die Beteiligung der SPD an der Bundesregierung) immerhin gesichert. Alles weitere ist wohl auch eine Frage des politischen Drucks von Studierendenseite.
- Weitere Informationen
- Übersicht überregionale Studienkredit-Anbieter (ständig aktualisiert)
- Studienkredite: Angebot der KfW startet, DKB-Angebot nun bundesweit (28.03.2006)
- BMBF gibt grünes Licht für KfW-Studienkredit
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