BAföGKredit oder BAföG-Bildungsfonds für die BAföG-Rückzahlung auf einen Schlag?
Grundsätzlich muss vom normalen (* siehe Hinweis am Ende des Artikels) BAföG für ein Studium nur 50% zurückgezahlt werden, wer das Studium erst im April 2001 oder später aufgenommen hat, wird sogar höchstens 10.000 Euro zurückzahlen müssen. Die Rückzahlung beginnt 5 Jahre nach Ende der Regelstudienzeit, auch wer ein Rabatt in Anspruch nehmen will, muss erst dann zahlen (noch frühere Rückzahlung ergibt keinen höheren Rabatt).
Abhängig von der Rückzahlungssumme auf einen Schlag wird ein Rabatt von bis zu 50,5% gewährt, bei 10.000 Euro Schulden sind es noch 28,5%. Es kann sich also sogar lohnen, einen Kredit aufzunehmen, um die Schulden auf einen Schlag zu bezahlen, sofern man insgesamt dann trotzdem weniger zahlen muss, als wenn man die BAföG-Schulden monatlich direkt ans Bundesverwaltungsamt abzahlt.
Wer das Geld für die Rückzahlung der BAföG-Schulden 5 Jahre nach Ende der Regelstudienzeit sowieso auf der hohen Kante hat, sollte auf jeden Fall auf einen Schlag zurückzahlen. Siehe auch hier.
Risiken eines Bankkredits
Auch wenn es sich sehr verlockend anhört, Geld zu sparen, kann es doch am Ende eine schlechte Idee sein. Nämlich dann, wenn das eigene Einkommen - z.B. durch Arbeitslosigkeit - stark sinkt. Die Bank will trotzdem die monatlichen Raten. Beim BAföG dagegen gibt es eine Verdienstgrenze, bei deren Unterschreiten man - auf Antrag! - die Rückzahlung aussetzen kann.
Man sollte also die monatliche Rate für den Bankkredit, mit dem man das BAföG auf einen Schlag zurückzahlen will, nicht zu hoch wählen, falls die eigene berufliche Situation noch nicht so sicher ist. Oder sich von der Bank zusichern lassen, dass man die monatliche Rate auch absenken kann.
Alternative BAföG-Bildungsfonds?
Der Anbieter CareerConcept, der schon diverse Bildungsfonds zur Finanzierung des Studiums anbietet, hat seit kurzem auch einen "BAföG-Bildungsfonds" im Angebot.
Im Unterschied zu einem klassischen Kredit verpflichtet man sich hier dazu, einen Prozentsatz des eigenen Verdienstes an den Fonds zurückzuzahlen, der das Geld vorschießt, mit dem man die BAföG-Schulden auf einen Schlag begleichen kann.
Etwas skeptisch machen die Beispiele, die der Anbieter auf seiner Seite vorrechnet. So wird von einem BWL-Student gesprochen, der 52.600 Euro an Fördermitteln (also BAföG) erhalten habe. Offenbar ist dem Anbieter aber nicht bekannt, dass bei BWL die Regelstudienzeit 9 Semester beträgt (es mag wenige Ausnahmen mit 10 Semester geben). Somit sind allerhöchstens 35.100 Euro BAföG möglich (in Semestern), auf das es Rabatt geben kann (vgl. auch Hinweis * unterhalb des Artikels).
Was auf den Webseiten des BAföG-Bildungsfonds nicht weiter beschrieben wird, sind die konkreten Rückzahlungsbedingungen des Fonds. Das liegt allerdings auch daran, dass jedem Antragsteller ein individuelles Angebot gemacht wird. Berücksichtigt wird dabei offenbar auch das vermutete Risiko des Antragstellers, seinen Job zu verlieren.
Auf konkrete Anfrage wurde ein Beispiel zur Verfügung gestellt, das zumindest eine Tendenz aufzeigen kann, keinesfalls aber irgendwelche Garantien gibt. Bei Interesse sollte man sich individuell beraten lassen.
Im Beispiel wird angenommen, dass der Antragsteller 13.500 BAföG-Bankdarlehen zurückzahlen muss. Wenn er dieses sofort bei Rückzahlungsbeginn tilgen würde, müsste er nur 8.843 Euro zahlen. Dieses Geld streckt ihm der BAföG-Bildungsfonds vor. Als Gegenleistung muss er sich bei einem Bruttogehalt von 72.000 Euro dazu verpflichten, monatlich 4,5% davon an den Fonds zurückzuzahlen und das über 3 Jahre.
Sofern sein Gehalt also konstant bleibt (im Normalfall wird es aber eher steigen), würde er insgesamt 9.720 Euro an den Fonds zahlen und immer noch Geld sparen im Vergleich zu den 13.500 Euro, die er sonst über Jahre zurückzahlen müsste. Allerdings lässt er sich damit auch auf monatliche Raten von 270 Euro ein, beim BAföG müsste er nur 105 Euro zahlen. Letzteres allerdings auch fast 11 Jahre lang.
Der effektive Jahreszins in diesem Beispiel ist nach Angaben des Anbieters 8,9%. Steigt das Einkommen sogar noch, sind die Zinsen faktisch noch höher. Zur Zeit kann man günstigere Kredite bekommen - wer also sicher ist, dass der eigene Job erhalten bleibt, sollte eher einen klassischen Bankkredit wählen. Wer dagegen unsicher ist, für den mag der BAföG-Bildungsfonds interessant sein.
Alternativ kann man einfach mit der normalen, monatlichen BAföG-Rückzahlung beginnen. Auch später kann man noch einen Rabatt erhalten, wenn man den jeweiligen Rest auf einen Schlag tilgt. Naheliegenderweise sinkt der Rabatt aber zunehmend, je weniger überhaupt noch an Schulden offen sind.
* Normales BAföG meint das BAföG während des Studiums, dass zu 50% ein Zuschuss und zu 50% ein zinsfreies Staatsdarlehen ist. Bei Überschreitung der Regelstudienzeit oder am Ende des Studiums nach einem Fachrichtungswechsel kann man zwar u.U. auch BAföG erhalten, allerdings als verzinstes Bankdarlehen. Dafür gelten andere Rückzahlungsbedingungen, um die es hier nicht geht. Ausführlich werden diese (aber auch die Details zur Rückzahlung vom normalen BAföG-Darlehen im Artikel BAföG-Rückzahlung beschrieben).