Endlich einigBAföG-Bedarfssätze sollen ab Oktober 2008 um 10% steigen
Von Seiten der SPD hieß es schon Anfang des Jahres, dass die Bedarfssätze um 10%, die Freibeträge um 8% steigen sollen. Aus der CDU hörte man damals eher skeptische Stimmen. Es war stattdessen von einer Erhöhung von je 5% 2008 und 2009 die Rede. Auch der Bundesfinanzminister, Peer Steinbrück (SPD), schien eine Begrenzung auf 5% zu begrüßen.
Nun aber scheint die Entscheidung endgültig gefallen zu sein. Am Freitag hatte bereits Bundesbildungsministerin Schavan (CDU) für eine Erhöhung der Freibeträge um 10% plädiert (wir berichteten). Ausgerechnet Schavan, die eigentlich keine Freundin des BAföGs ist (vgl. CDU will bei Wahlsieg BAföG abschaffen vom April 2005). Auch Anfang dieses Jahres klang es von ihrer Seite noch nicht so, als ob sie solch eine Erhöhung unbedingt wolle. Aber nun scheint das eben anders zu sein.
Endlich einig ...
Heute wurde zunächst SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Struck von der dpa zitiert (siehe z.B. den Ticker hier), die Erhöhung um 10% sei jetzt in der Koalition "klar". Ähnliches deuteten auch schon andere Meldungen an (z.B. in der FTD).
Bestätigt wurden diese Meldungen dann spätestens durch eine Pressemitteilung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, namentlich von den stellvertretenden Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Katherina Reiche (CDU), der bildungspolitische Sprecherin, Ilse Aigner (CSU), und der zuständigen Berichterstatterin, Dorothee Bär (CSU). Sie schreiben: "Entsprechend den Empfehlungen des Beirates für Ausbildungsförderung wollen wir daher die BAföG-Bedarfssätze um 10 Prozent, die Freibeträge um 8 Prozent anheben. Diese deutliche Erhöhung ist für uns mit Blick auf die Zukunftschancen unserer jungen Menschen notwendig und gleichzeitig mit Blick auf die zu erwartenden Steuermehreinnahmen nun auch in einem Schritt vertretbar."
Nach diesen ersten Meldungen kamen dann immer mehr Bestätigungen. Somit kann praktisch sicher davon ausgehen, dass der Bundestag in den nächsten Tagen entsprechende Entscheidungen (Geld im Haushalt bereitstellen und in BAföG-Novelle beschließen). Auch wenn für die BAföG-Novelle dann noch die Zustimmung des Bundesrates notwendig ist, dürfte die Sache nun wohl nicht mehr aufzuhalten sein.
Weitere (kleine) Verbesserungen des BAföGs kommen ebenfalls
Mit der Erhöhung werden auch einige weitere Veränderungen des BAföGs beschlossen, die größtenteils als positiv anzusehen sind. So werden Studierende mit Kind einen Zuschuss von 113 Euro erhalten, bei mehreren Kindern wahrscheinlich sogar mehr. Die Zuverdienstgrenzen werden angehoben, so dass zukünftig ein voller 400 Euro-Job gerade noch ohne Einbußen beim BAföG möglich sein wird.
Was vor einigen Tagen schon durch eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs geändert wurde, findet sich ebenfalls in der BAföG-Novelle: Ein Auslandsstudium ist ab dem ersten Semester im EU-Ausland BAföG-gefördert möglich. Weiterhin wird es für AusländerInnen einfacher, BAföG zu erhalten, wenn sie mit dauerhafter Bleibeperspektive in Deutschland leben.
Noch keine Informationen gab es bisher zur Frage, ob es für das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg (Kolleg, BOS) weiterhin pauschal elternunabhängiges BAföG geben wird.
Auch 10% reichen nicht aus, um den Stand von 2001 wieder zu erreichen
10% Erhöhung hört sich nach viel an. Das BAföG wurde allerdings seit 2001 kein einziges Mal erhöht. Die Empfehlung des Beirates für Ausbildungsförderung bezog sich darauf, wie stark das BAföG Anfang 2007 erhöht werden müsste, um wieder eine vergleichbare Kaufkraft wie 2001 zu erreichen. Da die Erhöhung erst im Oktober 2008 kommen soll, wird so betrachtet die Empfehlung nicht eingehalten.
Nele Hirsch, bildungspolitische Sprecherin der Linkspartei, äußert in einer aktuellen Pressemitteilung daher mit Recht: "Für eine Erhöhung im kommenden Jahr müsste mindestens eine Anhebung um 12 Prozent stattfinden, um die Inflationsrate auszugleichen. Legt man die Feststellungen der Familiengerichte als Maßstab an, dann wäre ein bedarfsdeckendes BAföG erst bei einer Erhöhung um mindestens 19 Prozent erreicht."
Das Deutsche Studentenwerk begrüßt die Erhöhung, erinnert aber ebenfalls daran, dass die Erhöhung um 10% nicht genug sei. "Der Beirat für Ausbildungsförderung hatte der Bundesregierung eine Anpassung in dieser Höhe bereits für das Jahr 2007 empfohlen.", sagte DSW-Präsident Prof. Dr. Rolf Dobischat. "Wenn sie nun erst zum Wintersemester 2008/2009 in Kraft tritt, ist die Preis- und Einkommensentwicklung von 2007 und 2008 schon wieder nicht berücksichtigt. Der Erhöhung müsste gleich wieder eine Erhöhung folgen."
Meldungen zum Thema BAföG-Novelle aus den letzten Monaten - ein ziemliches Hin- und Her ...
- Kurz und knapp: Schavan fordert erneut 10% BAföG-Erhöhung (02.11.2007)
- 5% oder 10% oder was? Streit um Höhe der BAföG-Erhöhung 2008 (03.08.2007)
- Enttäuschung: BAföG-Erhöhung geringer, Kinderzuschlag später (06.07.2007)
- Anhörung: Experten fordern mehr BAföG (21.05.2007)
- Langfristig 290 Millionen Euro mehr: BAföG-Erhöhung zum Wintersemester 2008/2009 (08.05.2007)
- Jetzt wollen plötzlich alle: BAföG-Erhöhung 2008 (20.03.2007)
- Leider ohne Erhöhung der Bedarfssätze: Bundeskabinett beschließt BAföG-Novelle (14.02.2007)
- Zu Protokoll: Denk ich ans BAföG in der Nacht ... (02.02.2007)
- Kommt eine Erhöhung des BAföG wenigstens 2008? (22.01.2007)
- Es kommt was - aber nicht viel: BAföG-Novelle 2007 (21.12.2006)