Bildungskredit und BAföG-Bankdarlehen praktisch so teuer wie KfW-StudienkreditZinsen für KfW-Studienkredit steigen gebremst
Übrigens ist die Überschrift der gemeinsamen Pressemitteilung von BMBF und KfW "BMBF und KfW stärken gemeinsam die Attraktivität der Bildungsfinanzierung" eher lächerlich. Denn trotz der geringere Steigerung sind die Zinsen des KfW-Studienkredites seit seiner Einführung im April 2006 um fast 1,5% gestiegen. Die Attraktivität ist also in jedem Fall gesunken.
Nach Angaben des Sprecher des KfW, Wolfram Schweickhardt, muss die KfW die durch die nun vereinbarte geringere Zinssteigerung möglicherweise entstehenden Verluste selbst tragen. Wobei es nach wie vor keine ausreichenden Erfahrungen damit gibt, wie viele KreditnehmerInnen später wohl in Zahlungsschwierigkeiten kommen werden (ganz davon abgesehen, dass dies im Zeitverlauf schwanken wird – insbesondere je nach Lage am Arbeitsmarkt). Im Gegensatz zur Bundesbank führt die KfW weder Gewinne an den Bund ab, noch würden Verluste direkt vom Bund getragen. Ziel der KfW ist es daher, möglichst "bei Null" herauszukommen.
Zinsen können weiter steigen ...
Die Planungen des KfW-Studienkredites fanden 2005 statt, damals war der Zins fast zwei Jahre auf sehr niedrigem Stand (siehe Bild 1 weiter unten). Insofern hätten sich KfW wie auch das Bundesministerium schon denken können, dass diese Zinsen auch einmal steigen und unangenehme Bereiche erreichen könnten. Die Hoffnung auf dauerhaft niedrige Zinsen wurde eigentlich noch immer zumindest nach einigen Jahren zerstört.
Welche Ausmaße die Zinssteigerungen noch annehmen könnten, zeigt ein Blick auf die Entwicklung des 6-Monats-EURIBORs in den letzten 15 Jahren. Dies ist der Zinssatz, auf dem die Kalkulation des KfW-Studienkredites beruht. Immer zum 1. April und 1. Oktober (bzw. am nächsten Werktag, an dem dieser Zinssatz ermittelt wird) wird auf Basis der EURIBORs der Zinssatz des Studienkredites ermittelt. Also letztlich ein fester Satz auf den dann gültigen EURIBOR-Zinssatz aufgeschlagen.
An diese Regel (EURIBOR plus fester Satz) hat sich die KfW zwar schon in der Vergangenheit nicht immer 100%ig gehalten, trotzdem ist wohl mit einem Aufschlag von mind. 2% zu rechnen, der für die Kosten und das Ausfallrisiko (nicht alle werden den Kredit zurückzahlen) anfällt. Zumindest zum April 1995 wäre somit ein Zins von über 9% nötig gewesen (siehe Grafik 1; der EURIBOR lag am 1. April 1995 über 7%).
Man muss auch gar nicht so weit zurück gehen, um eine ähnliche Zinshöhe wie aktuell vorzufinden: Ende 2000 lag der EURIBOR auf ähnlichem Niveau wie heute.
Grafik 1: Entwicklung des werktäglich ermittelten EURIBOR-6-Monatssatz (Quelle: Europäische Zentralbank)
BMBF plant offenbar weitere Änderungen – nur wer trägt die Kosten?
Aufgeschreckt durch die Zinssteigerungen (die – wie gerade gezeigt – man durchaus hätte erwarten können) versucht das BMBF offenbar zu retten, was zu retten ist. In der schon erwähnten Pressemitteilung von BMBF und KfW ist davon die Rede, eine "dauerhaft vertretbare Obergrenze der Zinsbelastung für die Studierenden zu sichern". Es ist aber offenbar noch offen, wie dies genau geschehen solle. Eine Möglichkeit wäre es, wenn der Bund Garantien übernehmen würde. Diese könnten den Haushalt aber natürlich ganz schön durcheinander bringen.
Der Sprecher der KfW betonte, dass es auch möglich wäre, dass die KfW allein dafür sorgen könnte und das Risiko trägt. Am Ende – dass sagte der Sprecher zwar nicht direkt, aber viel mehr bleibt ja nicht übrig – könnte das bedeuten, dass andere Details der Kredite ungünstiger werden, um den Zinssatz nicht zu sehr steigen zu lassen. Denn dass die Zinsen noch deutlich steigen könnten, zeigt ja obige Grafik. Irgendwer muss die Kosten aber tragen, auf Dauer kann die KfW nicht einfach "zu wenig" verlangen.
Bildungskredit und BAföG-Bankdarlehen adé?
Traurig auch, dass Schavan sich nur bei ihrem Lieblingskind, dem KfW-Studienkredit dafür eingesetzt hat, dass der Zinsanstieg etwas gebremst wird. Bei BAföG-Bankdarlehen und dem Bildungskredit dagegen ist es bei den Steigerungen geblieben. Bildungskredit und BAföG-Bankdarlehen liegen nominal zwar noch unter dem Zins des KfW-Studienkredites, beim Effektivzins schließen sie aber mit dem Studienkredit auf. Damit wird aber ihre Sinnhaftigkeit fragwürdig, man könnte "der Einfachheit halber" alle auf den KfW-Studienkredit verweisen und damit Geld sparen (ein Angebot ist eben günstiger zu verwalten als drei).
Das BMBF äußerte dazu lediglich, dass BMBF und KfW in Gesprächen "strukturelle Änderungen" planen. Kernpunkt soll die genannte Obergrenze der Zinsbelastung sein. Weitere Details wurden bisher nicht genannt.
fzs wiederholt Forderung nach BAföG für alle
Noch vor Bekanntwerden der geringeren Erhöhung der Zinsen wiederholte der studentische Dachverband fzs die Forderung nach einem BAföG für alle. In einem Kommentar zum Thema heißt es:
"Die Alternativen ist klar: Eine staatliche Studienfinanzierung, die allen Studierenden zugute käme und ohne Darlehen vergeben würde, könnte Hunderttausende junge Menschen an die Hochschulen holen. Ihre späteren Steuerzahlungen würden langfristig zu staatlichen Mehreinnahmen führen - und nebenher zu Chancengleichheit in der Bildung beitragen. Das würde allenfalls einen Bruchteil der nun erforderlichen Summen kosten, mit der die Bundesregierung heruntergewirtschaftete Banken aufkauft. Nur: Es ist politisch nicht gewollt."
- BMBF und KfW stärken gemeinsam die Attraktivität der Bildungsfinanzierung (Pressemitteilung vom 16.10.2008)
- Alle KfW-Bildungskredite (Studienkredit, Studienbeitragsdarlehen etc.) deutlich teurer (Übersicht der Zinsentwicklung aller KfW-Kredite im Bildungsbereich seit 10/2005)
- Zwei Schritte vor, einen zurück (Artikel bei test.de; mit Beispielrechnung für 7% bzw. 6,5% Zinsen)